Erzählen für Kinder mit Down-Syndrom...

... und warum das Kamishibai dafür so gut geeignet ist

Publiziert am 20.02.2020 von Michaela Hilgner

Menschen mit Down-Syndrom können meist weniger Informationen in ihrem Auditiven Kurzzeitgedächtnis behalten, dafür ist aber die Visuelle Wahrnehmung eine besondere Stärke. Darum ist beim Erzählen für Kinder mit Down-Syndrom das Kamishibai sehr gut geeignet.

Wie Kinder mit Down-Syndrom lernen

Kinder mit Down-Syndrom lernen nicht einfach langsamer. Es gibt eine Reihe spezifischer Besonderheiten, die in der Aufmerksamkeit und dem Lernen von Menschen mit Down-Syndrom vorkommen. Für die Gestaltung der Lernumgebung und mit Blick auf Förderangebote ist es hilfreich, auf diese Besonderheiten zu achten. Für das Erzähltheater sind die Bereiche Auditives Kurzzeitgedächtnis und Visuelle Wahrnehmung von besonderer Bedeutung.

Auditives Kurzzeitgedächtnis

Das auditive Kurzzeitgedächtnis ist wichtig für die Sprachentwicklung und den Wortschatzaufbau, zum Verstehen und Merken von Anweisungen und um Gesprochenem (Geschichten, Erzählkreis, ...) folgen zu können. Menschen mit Down-Syndrom haben einen kleineren Aufmerksamkeitsumfang und können weniger Informationen in ihrem auditiven Kurzzeitgedächtnis behalten als die meisten Menschen mit 46 Chromosomen. Dies wird vor allem bemerkbar

  • im Morgen-/Erzählkreis
  • beim Entgegennehmen von Anweisungen
  • beim Vorlesen von Geschichten.

Visuelle Wahrnehmung

Eine Stärke von Menschen mit Down-Syndrom liegt in der guten visuellen Wahrnehmung und im guten visuellen Gedächtnis. Zwar ist die Aufmerksamkeitsspanne, ähnlich wie beim auditiven Kurzzeitgedächtnis, kleiner (die Simultanerfassung ist auf zwei bis drei Einheiten begrenzt), dennoch kommt es Menschen mit Trisomie 21 zu Gute, wenn ihr Lernen durch Bilder und/oder Gebärden unterstützt wird. Das Erzähltheater unterstützt, weil es die Geschichte in kürzere Sequenzen aufteilt. Es bezieht die visuelle Wahrnehmung mit ein, indem passend zum Erzählten jeweils ein Bild gut sichtbar präsentiert wird. So kommt zum Hören auch das Sehen, und den Kindern wird es leichter fallen, sich zu konzentrieren und Informationen einzuordnen und zu verstehen.

Ganz seltsam dieses Down-Syndrom?

Wenn Sie die Geschichte vom Prinz Seltsam in Ihrer Gruppe oder Klasse vorlesen, werden Sie möglicherweise erstaunt sein: Merken die anderen Kinder, dass der Prinz Ähnlichkeiten mit einem Kind mit Down-Syndrom hat? Können sie einen Bezug herstellen und Gehörtes übertragen? Vielleicht finden die Kinder den Prinzen ganz und gar nicht seltsam? Wie wunderbar! Kinder gehen in der Regel mit weniger Vorurteilen aufeinander zu und schätzen sich in ihrer Vielfalt. Lassen Sie sich von der Wahrnehmung der Kinder überraschen und kommen Sie miteinander ins Gespräch.

Warum ist das so?

Im Bildkartenset „Prinz Seltsam“ enthalten ist auch ein fiktiver Dialog, in dem Fragen zum Down-Syndrom auf kindgerechte Weise beantwortet werden. Er wurde entnommen aus: „Einfach Sontje“: ein Kinderbuch mit Fotos von Maria Irl und Charlotte Sattler und Texten von Michaela Hilgner. Hrsg.: Deutsches Down-Syndrom-InfoCenter.

Infos, Hilfen, Literaturtipps und vieles mehr gibt es hier: Deutsches Down-Syndrom-InfoCenter

Der Text von Michaela Hilgner wurde gekürzt übernommen aus „Die Geschichte von Prinz Seltsam“, © 2020 Don Bosco Medien GmbH, München

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