Das Kamishibai in der Seniorenarbeit

Ein Erfahrungsbericht aus dem Seniorenzentrum

Publiziert am 01.06.2017 von Gabriele Staggenborg

Mitarbeiter verschiedener Einrichtungen schreiben uns ihre Erfahrungen mit unseren Materialien. Im Beitrag diesmal ein Bericht über das Kamishibai in der Arbeit mit Senioren.

Kamishibai mit demenziell Erkrankten

In unserem Demenzwohnbereich setzen wir häufig das Kamishibai-Erzähltheater ein. Es leben 20 Bewohner mit unterschiedlichen Krankheitsbildern auf diesem Wohnbereich, wobei die Krankheitsbilder vielfältig und schwer sind. Viele Bewohner leben schon seit drei bis vier Jahren hier im Haus.

Die Angebotsplanung für die Beschäftigung der Bewohner liegt in unseren Händen. Wir entscheiden uns für niederschwellige Angebote. Einfacher Satzbau und klare Vorgaben sind wichtig, denn die kognitive Leistung vieler Bewohner ist stark eingeschränkt.

Nun genauer zum Einsatz des Kamishibais: Nach der Kaffeepause fahren wir mit einem Rollwagen auf den Wohnbereich. Darauf griffbereit vorbereitet sind: das Kamishibai-Theater, ein Bildkartenset, passende Liederbücher, sonstige für das Thema geeignete Bücher. Die bekannten Märchen eignen sich hervorragend für unsere Bewohner.

Jeder Tag mit den Bewohnern ist anders. Situativ entscheidet mein Team, wie der Einsatz des Kamishibais erfolgt. Wenn die Gruppe sehr unruhig ist und die Kräfte der Bewohner nicht ausreichen, um ein gemeinsames Angebot durchzuführen, werden die Bildkarten jedem einzeln vorgestellt.

An manchen Tagen sind die Bewohner wach und aufmerksam, dann können wir das Theater auf einen Tisch stellen und die Bewohner miteinbeziehen. Erzählimpulse werden dabei über das jeweilige Bild hervorgerufen und kommuniziert. Wichtig ist hierfür, den jeweiligen Bewohner zu kennen und ihn persönlich anzusprechen, denn Erinnerungen an eigene Erfahrungen wirken sich positiv auf die Bewohner aus. Daher eignet sich diese Form des Angebotes nur für Betreuungskräfte, die die Bewohner schon länger betreuen. Gruppenangebote beginnen immer mit einem Begrüßungsritual und enden mit einer Verabschiedung.

Im eigenen Gruppenraum steht das Kamishibai auf einer kleinen Tischbühne und die Bewohner sitzen davor im Halbkreis. Dabei werden mehrere Stuhlreihen hintereinander aufgebaut, wobei wichtig ist, dass die Stühle auf Lücke stehen, und Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Rollstuhlfahrer gut positioniert werden. Nehmen viele Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung am Angebot teil, kann das jeweilige Bild jedem Bewohner direkt gezeigt werden.

Beim Erzählen mit dem Kamishibai werden die Gedächtnisleistung, die Konzentration und das Verknüpfen der Sprache mit dem Bild gefördert. Im Gespräch kann der Erzähler erkennen, wer was verstanden hat.

Das Angebot benötigt im Vorlauf circa 30 bis 40 Minuten, denn die Bewohner werden einzeln abgeholt und in den Gruppenraum gebracht. Dieser ist bereits vorbereitet: Die Stuhlreihen stehen, Getränke mit Gläsern sind bereitgestellt.

Manchmal ist es hilfreich, ein Schild an der Außentür zu befestigen mit dem Hinweis, dass nicht gestört werden soll. Oft kommen dennoch Angehörige und holen ihre Verwandten aus dem Angebot. Dann heißt es: Ruhe bewahren, eine kleine Pause machen und dann fortfahren. Der Vorleser entscheidet, wann und wie er weitermacht.

Gemeinsames Erleben in der Gruppe ist wichtig und hilfreich für den Alltag im Seniorenheim. Das Kamishibai eignet sich dafür hervorragend als übergreifendes Angebot für alle Bewohner.

Gabriele Staggenborg, Leitung Sozialer Dienst, Seniorenzentrum Kardinal-Galen-Ring, Rheine

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