Entdecken und Forschen: MINT im Kamishibai

Sachthemen im Kamishibai

Publiziert am 08.09.2016 von Jeanette Boetius

© Foto: Jeanette Boetius

Die Methode Kamshibai ist eignet sich ideal dazu, Sachthemen – besonders naturwissenschaftliche Themen – zu vermitteln. Denn der Dialog mit und zwischen den Kindern, der sich mit dem Kamishibai von selbst ergibt, ist notwendig beim Erklären von Sachthemen und Heranführen an naturwissenschaftliches Denken. Hier gibt es Erfahrungen mit dem Erzähltheater Kamishibai bei der Vermittlung von Sachthemen in  Vorschule und Grundschule.

Sachthemen mit Hilfe des Kamshibai zugänglich machen

Sachthemen mit dem Kamishibai? Passt das zusammen? Ist das nicht ein Medium für das Geschichtenerzählen und besonders für den dazugehörigen Dialog ...? – Diese oder ähnliche Fragen werden Sie sich vielleicht stellen, wenn Sie die Arbeit mit dem Erzähltheater kennen.

In der Tat ist die Idee, das Kamshibai für die Bearbeitung von Sachthemen zu nutzen, aus meiner Erfahrung im Einsatz mit Geschichten entstanden. Ich nutze das Erzähltheater meist ähnlich wie ein Bilderbuch. Trotz dieses vereinfachten Vorgehens war ich immer wieder beeindruckt, wie stark das "Vorlesen" mit dem Kamshibai zum Sprechen anregt und wie leicht die Kinder in den Dialog kommen. Es ist aus meiner Sicht fast unmöglich, mit dem Kamshibai nicht dialogisch zu arbeiten. Selbst Kinder, die sich sonst nur wenig in der Gruppe äußern, sprechen dann wie selbstverständlich.

Der Schlüssel liegt im Dialog

Um Sachthemen, besonders naturwissenschaftliche Themen, zu bearbeiten und entsprechende Inhalte zu vermitteln, ist der Dialog (nicht nur im Elementarbereich!) von zentraler Bedeutung. Dies wird dann noch verstärkt, wenn Teile der vermittelten Inhalte nicht direkt durch Ausprobieren beobachtet werden können und wir Bilder zur Erklärung benötigen.

Erst der Dialog ermöglicht ein Anknüpfen an das individuelle Vorwissen der Kinder. Nur durch ihn können wir erfahren, was bei den Kindern angekommen ist und wie sie es zu ihrer Lebenswelt in Verbindung setzen. Letztlich können wir auch nur so den Lernfortschritt einschätzen und beurteilen, was die einzelnen Kinder verstanden haben. So ist es also wesentlich, nicht beim Erklären und Beschreiben zu verharren, sondern auf den Dialog mit den Kindern ein besonderes Augenmerk zu legen, um ein gemeinsames Erschließen zu ermöglichen. Im Dialog können die Kinder ihre eigenen Hypothesen bilden, Fragen stellen, eigene Erklärungen versuchen, gegen oder für Hypothesen von anderen argumentieren. Durch ihn ist ein gemeinsames Denken an Fragestellungen möglich.

So stellt sich deutlich die Frage, wie dieser Dialog realisiert werden kann, zumal es für Kinder nicht immer einfach ist, in diesem Sachkontext zu sprechen. Für viele ist es gerade in diesem Kontext ungewohnt, tiefer zu gehen und wirklich genau nachzufragen. Manche Kinder können die Verknüpfung zu ihrem bereits vorhandenen Wissen nicht herstellen und äußern dies nicht, auch wenn man hier direkt nachhakt. Einige können nicht ausreichend Deutsch, sodass ihnen die Begrifflichkeit fehlt und wieder anderen fällt es ohnehin schwer, sich in der Gruppe zu äußern. Auch für viele Erwachsene zeigen sich hier besondere Herausforderungen. Gelegentlich entsteht hier die Tendenz, die Kinder lieber nicht zum Nachfragen zu ermuntern, da die Erwachsenen befürchten, diese Fragen nicht beantworten zu können.

Das Kamishibai erleichtert den Dialog

Das Kamishibai mit seinem großen Aufforderungscharakter kann dazu beitragen, diesen für den individuellen Erkenntnisgewinn zentralen Dialog zu unterstützen. Es erleichtert den Kindern, über das Dargestellte und Erfahrene zu sprechen. Die Größe der Bilder und das Setting, in dem die Kinder vor dem Erzähltheater sitzen, gestattet ihnen auch immer wieder auf das Gemeinte zu zeigen, auch wenn ihnen im Moment die Worte fehlen. Die besondere Rolle des Erzählers, der durch die direkte Reaktion der Kinder sich immer wieder auf einen Austausch einlassen muss, verhilft den Erwachsenen im Dialog zu bleiben und nicht in ein pures Erklären zu verfallen.

Die beiden Bildkartensets „ Wie die Kartoffel keimt und wächst“ und „ Der Weg der Nahrung durch den Körper“ bauen auf diesen Gedanken auf. Sie sind unterschiedlich konzipiert. Das Set „Wie Kartoffel keimt und wächst“ greift etwas auf, was die Kinder zum Teil beobachten können. Es regt dazu an, parallel mit einem Pflanzversuch zu arbeiten (Kartoffeln pflanzen, Stärke in der Kartoffel nachweisen ...) . Hier werden die Zugangswege Selbertun, im Bild Betrachten und das Sprechen darüber miteinander verknüpft. Im „Weg der Nahrung durch den Körper“ (Verdauung, Magen-Darm-Trakt) kann das Beschriebene gar nicht von den Kindern direkt erfahren werden, hier geht was also um die Verschränkung von Dargestelltem und Dialog.

Präsentation leicht gemacht

Sind die Kinder mit dem Kamshibai vertraut, kommen sie ganz von selbst auf die Idee, es für Präsentationen zu nutzen. Dies ist vor allem in der Grundschule eine ideale Methode, um Präsentationen mit Bildunterstützung ohne digitale Hilfsmittel (und damit ohne Erwachsene) einzuüben. Hierzu malen die Kinder ihre Ergebnisse auf ein DIN A4-Blatt und ergänzen verbal ihre Inhalte. Auch hier erweist es sich, dass die Zuhörenden viel leichter in einen Dialog geraten und Fragen stellen.

Die Kriterien für die Visualisierung eines Vortrags werden so nebenher eingeübt und können im Anschluss an die Präsentation gemeinsam mit den Kindern reflektiert werden.

Nicht zuletzt bietet diese Methode einen weiteren Vorteil: Wenn Sie mit den Kindern ein Experiment durchführen, lassen Sie die Kinder die einzelnen Schritte aufzeichnen oder fotografieren, um sie dann gemeinsam im Kamishibai zu präsentieren und nachzuvollziehen.

Jeanette Boetius

Der Weg der Nahrung durch den Körper. Kamishibai Bildkartenset

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