Was ich spontan mit dem Kami-Set „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ verbinde? Eine Wegmarke in meiner frühen Schulzeit:
Er war ein cooler Lehrer, der Herr Jakob, er konnte unheimlich gut vorlesen und hat uns die Ballade von Theodor Fontane auch wirklich ganz oft vorgetragen. Es war ein wahres Vergnügen, ihm dabei zuzuhören – ein Ohrenschmaus! Was wir inhaltlich oder über die Textgattung „Ballade“ gelernt haben, das war offenbar nicht wichtig für mich, geschweige denn faszinierend. Alles weg, alles vergessen.
Aber: Die Verse! Reim und Rhythmus! Der Text! Die Handlung!
Manche Ausschnitte kann ich bis heute im Schlaf aufsagen: „… Und kam die goldene Herbsteszeit, da leuchteten die Birnen weit und breit…“ – einfach schön und so gut vorzustellen: Welch eine Verlockung! Wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen?
Andere Zeilen waren sperriger, da musste ich als gebürtige Münchnerin bei manchen Abschnitten schon sehr gut hinhören, um das Gesagte zu verstehen: „Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ne Birn“. Und auch wenn ich sicher das ein oder andere damals nicht kapiert habe, der Sinn des Ganzen war trotzdem klar: Ganz schön schlau von Herrn Ribbeck auf Ribbeck, wie er seinem Sohn, dem blöden Geizkragen, eins ausgewischt hat! Der alte Kerl hatte es voll drauf!
Und ich fühlte – genau wie die Kinder im Gedicht - „ein Jung“ und die „lütt Dirn“ - am Schluss vor allem eines: Gerechtigkeit. Und wenn ich ehrlich bin, auch ein bisschen Schadenfreude und Genugtuung. Oder wie man als Kind oder Schüler sagen würde: „Ätsch, ausgetrickst!“