Ein ganz klein wenig Nichts ...

Weihnachtswünsche oder Der kleine Nimmersatt

Publiziert am 24.12.2017 von Kamishibai Redaktionsteam

Ein altes Weihnachtsgedicht beschreibt, warum weniger manchmal mehr ist. Zu viele Weihnachtsgeschenke garantieren auch nicht immer den Erfolg der Familien-Weihnachtsfeier.

Der kleine Nimmersatt

Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
'ne Festung und Soldaten
und eine Rüstung und ein Schwert,
wie sie die Ritter hatten.

Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
und Farbe auch zum Malen
und Bilderbogen und Papier
und Gold- und Silberschalen.

Ein Domino, ein Lottospiel,
ein Kasperletheater,
auch einen neuen Pinselstiel
vergiss nicht, lieber Vater!

Ein Zelt und sechs Kanonen dann
und einen neuen Wagen
und ein Geschirr mit Schellen dran,
bei'm Pferdespiel zu tragen.

Ein Perspektiv, ein Zootrop,
'ne magische Laterne,
ein Brennglas, ein Kaleidoskop –
dies alles hätt' ich gerne.

Mir fehlt – ihr wisst es sicherlich –
gar sehr ein neuer Schlitten,
und auch um Schlittschuh' möchte ich
noch ganz besonders bitten.

Um weiße Tiere auch von Holz
und farbige von Pappe,
im einen Helm mit Federn stolz
und eine Flechtemappe.

Auch einen grossen Tannenbaum,
dran hundert Lichter glänzen,
mit Marzipan und Zuckerschaum
und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zu viel,
und wollt ihr daraus wählen,
so könnte wohl der Pinselstiel
und auch die Mappe fehlen.

Als Hänschen so gesprochen hat,
sieht man die Eltern lachen:
"Was willst du, kleiner Nimmersatt,
mit all den vielen Sachen?

Wer so viel wünscht" – der Vater spricht's –
"bekommt auch nicht ein Achtel –
der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
in einer Dreierschachtel."

Heinrich Seidel (1842–1906)

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