Wir haben Rechte! Die Kinderrechte als Thema in der Grundschule

Unterrichtsidee

Publiziert am 15.09.2021 von Svenja Nüsse

Foto: Svenja Nüsse; Illustration: Manuela Olten

Lehrkräfte haben als Wissensvermittler einen Bildungsauftrag und sind zugleich Wächter über das Kindeswohl. Besonders klar wird das am Thema Kinderrechte. Unsere Unterrichtsidee für die Grundschule zum Weltkindertag zeigt, wie Schüler:innen sich über Grundrechte der Kinder informieren und austauschen können.    

Kinderrechte zum Weltkindertag

Der 20. September ist in Deutschland der Tag der Kinderrechte. 1989 hat die UN (Generalsversammlung der Vereinten Nationen) die Kinderrechtskonvention verabschiedet. Die Konvention beinhaltet die zehn wichtigsten Kinderrechte, aufgeteilt auf 54 Artikel, und sie wurde von 196 Staaten der Erde unterschrieben.

Damit die Kinderrechte auch rechtlich bindend sind, müssen sie im jeweiligen Gesetz eines Landes verankert sein. In Deutschland ist dies tatsächlich noch nicht der Fall. Hier sind Kinder Trägerinnen und Träger aller Grundrechte und besonders schutzbedürftig. Das Bundesfamilienministerium sieht es als äußerst bedeutsam, dass die Rechte der Kinder ausdrücklich im Grundgesetz verankert und dadurch sichtbar gemacht werden.
In der Schule haben wir die Möglichkeit, unsere Schülerinnen und Schülern über die Kinderrechte zu informieren und uns gemeinsam mit ihnen darüber auszutauschen. Aber wie an und mit diesem komplexen Thema in der Grundschule arbeiten?

1. Einstieg in das Thema Kinderrechte

Als Einstieg in das Thema Kinderrechte bietet sich ein offenes Unterrichtsgespräch, vielleicht gemeinsam im Sitzkreis, an. Fragen könnten an dieser Stelle sein:

  • Welche Rechte habt ihr?
  • Haben Kinder Rechte?
  • Was sind eigentlich Rechte?

Dieser offene Einstieg hilft der Lehrkraft dabei, sich einen Überblick über das Vorwissen ihrer Schülerinnen und Schüler zu verschaffen. Hier bietet es sich auch an, die Schülerinnen und Schüler über die Kinderrechtskonvention zu informieren und die Bedeutsamkeit der Kinderrechte zu unterstreichen.

2. Erarbeitung der wichtigsten Kinderrechte

Viele der Kinderrechte sind auf den ersten Blick für die Kinder und für uns als Erwachsene selbstverständlich. Im Vergleich zu Kindern in anderen Ländern der Welt sind verschiedene Rechte bei uns längst etabliert und umgesetzt.

Sensible Einschätzung durch die Lehrkraft wichtig

Befasst man sich nun mit den wichtigsten Kinderrechten im Detail, ergibt sich möglicherweise ein anderes Bild. So sieht man als Lehrkraft bei verschiedenen Kindern der eigenen Klasse in manchen Bereichen vielleicht leichte und in anderen sogar deutliche Verletzungen der Kinderrechte. Hier wird die doppelte Funktion von uns Lehrkräften deutlich: Zum einen sind wir Wissensvermittler und haben einen Bildungsauftrag, zum anderen sind wir eingesetzt als staatliche Wächter über das Wohl der Kinder. Darin erkennt man schnell die Sensibilität, die beim reinen unterrichtlichen Blick auf das Thema Kinderrechte nicht ohne Berücksichtigung bleiben kann. Als Lehrkraft sollte ich mir vorher im Klaren sein, welches Kinderrecht bei welchem Kind vielleicht zum Hinterfragen der eigenen Umstände anregt und wie ich das im Klassenraum gestalten und begleiten kann.

Hilfreich: Arbeit mit Bildkarten

10 wichtige Kinderrechte lassen sich gut mit den Kamishibai-Bildkartenset „Wir haben Rechte!“ vorstellen und besprechen. Die ansprechend und kindgerecht illustrierten Bildkarten unterstützen die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Kinderrechten.

  • Als Vorgehensweise bietet es sich an, die Bildkarte zu zeigen; die Schülerinnen und Schüler können sich zunächst frei zu dem gezeigten Bild äußern. Die Bilder haben einen hohen Aufforderungscharakter, weil sie an die Lebenswelt der Kinder anknüpfen und sie sich in den gezeigten Situationen wiedererkennen oder eben auch nicht wiedererkennen. Im Anschluss an die Äußerungen kann dann das Kinderrecht genannt und besprochen werden.
  • Eine andere Möglichkeit ist es, zunächst die Bildkarte zu zeigen, das passende Kinderrecht vorzulesen und dann Bild und Text von den Schülerinnen und Schülern in Verbindung zueinander setzen zu lassen.
  • Spannend kann es auch sein, die Bildkarten im Klassenraum auszulegen und die Kinderrechte einzeln auf Papierkarten ebenfalls im Klassenraum zu verteilen. Die Aufgabe wäre dann, die Kinderrechte den einzelnen Bildern zuzuordnen und im Anschluss zu besprechen.

3. Vertiefende Auseinandersetzung mit den einzelnen Kinderrechten

Nachdem alle Kinderrechte besprochen und alle Fragen geklärt wurden, kann die vertiefende Auseinandersetzung mit den einzelnen Kinderrechten beginnen.
Als eine Möglichkeit bietet es sich an, die Kinderrechte in Partnerarbeit zu bearbeiten und dazu gemeinsam ein Plakat zu erstellen. Hier haben die Schülerinnen und Schüler viele Gestaltungsmöglichkeiten:

  • Die Bildkarte verkleinert auf dem Plakat anbringen
  • Das passende Kinderrecht groß und bunt aufschreiben
  • Ein eigenes Bild malen
  • Ein „Elfchen“ schreiben zu einem bestimmten Wort, wie „Geborgenheit“ oder „Gesundheit“
  • Eine kleine Geschichte schreiben
  • Eigene Wünsche und Träume aufschreiben („Recht auf eine Ausbildung, die den eigenen Fähigkeiten entspricht“)
  • Passende Erlebnisse/Erfahrungen aufschreiben (Inklusionsklasse)
  • Unterschiede zu anderen Ländern herausarbeiten (Kinderarbeit, Recht auf Gleichheit)
  • Mit Hilfe eines QR-Codes einen Text aufnehmen und ihn so immer wieder abspielbar machen

Die entstandenen Plakate werden dann in der Klasse präsentiert und vorgestellt.

 

4. Abschluss und Anstoß

Wenn es möglich ist, dann könnten die Plakate auch den weiteren Mitgliedern der Schulgemeinschaft zugänglich gemacht und an einem dafür geeigneten Ort ausgestellt werden. Mit dem QR-Code können die Plakate dann auch für die anderen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, weiteres Schulpersonal und Eltern hörbar gemacht werden.

Kinder haben Rechte!

Und es ist auch unsere Verantwortung als Lehrkräfte, dass sie diese kennen und sich mit diesem Wissen auf sie berufen und sie einfordern können.

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