Geschichten-Baukasten-Beispiel: Caroline im Technikrausch

Geschichten erfinden in der Grundschule

Publiziert am 19.07.2018 von Helga Gruschka

"Meine vierte Klasse Grundschule wollte endlich eine spannende moderne Geschichte erfinden und gestalten. Also packten wir den Geschichtenbauplan aus und los ging es. Gestaltet haben wir dann mit Collagen", schreibt Helga Gruschka, Autorin, Community Storyteller, Geschichtenerzählerin und Geschichtenbaumeisterin uns. Das Ergebnis: Eine witzige, fantastische Geschichte mit Lokalkolorit!

Erfunden mit dem Geschichten-Baukasten: Caroline im Technikrausch

Eine vierte Klasse in einer Grundschule in München wollte eine spannende moderne Geschichte erfinden und gestalten. Mit dem Geschichtenbauplan ging es ans Werk, die Bilder wurden als Collagen gestaltet. Hier das fantastische, lustige Ergebnis mit Lokalkolorit:

Caroline im Technikrausch

 

1. Bildkarte

Es war an einem späten Nachmittag im Jahr 2000, das Deutsche Museum hatte gerade geschlossen. Im großen Saal, wo der Faraday`sche Kä?g steht, öffnete sich der Deckel einer alten eisernen Truhe und ein dreiköp?ges Monster streckte seinen Kopf heraus. Bei unseren Nachforschungen erfuhren wir, dass das Monster Caroline hieß und dass es im Jahr 0001 in diese Kiste gesteckt wurde mit der zauberhaften Prophezeiung, das es nach genau 1999 Jahren Schlaf wieder aufwachen würde.

 

2. Bildkarte

Das erste, was zu sehen war, war eine rote Schleife auf dem mittleren Kopf. Also konnte jeder sehen, dass Caroline ein weibliches Monster war. Sie war kleiner als ein Mensch, ungefähr 1m groß, hatte eine ovale eiförmige Figur und hatte drei Köpfe mit jeweils einem Auge. Diese Augen waren schaltbar und hatten besondere Eigenschaften. Eines konnte leuchten und wie mit einer Taschenlampe sehen, eines wirkte wie ein Fernglas, das dritte konnte Gedanken lesen und hypnotisieren.

 

3. Bildkarte

Caroline erschrak, als sie aus der Schatztruhe heraus schaute und den unheimlich blitzenden Faraday`sche Kä?g sah. „Wo bin ich?“ schrie sie laut. Wo sind meine Freunde? Bin ich ganz allein hier? Alles sieht so fremd aus!““ Schnell kletterte sie heraus und machte sich auf die Suche. Vorbei an seltsamen Gebilden und ratternden Maschinen, doch ohne auch nur ein Monster zu sehen, gelangte sie schließlich in den Personalraum, wo der Kühlschrank für die Angestellten stand. Neugierig öffnete sie die weiße Tür. Und was sah sie unter vielen anderen Dingen? - Ein paar Eier. Caroline dachte: „Die sehen genau so aus, wie ich, genau so oval, aber ganz klein. Vielleicht sind es kleine Monster und vielleicht werden sie hier ausgebrütet. Caroline hielt nämlich das Licht im Kühlschrank für ein Feuer.“ Vielmehr aber wunderte Caroline sich noch über die leuchtenden Lampen an der Decke. „Feuer an der Decke? Wie soll man da etwas kochen oder braten können?“ dachte sie.

 

4. Bildkarte

Und dann sah sie aus dem Fenster. Draussen war die Strasse. Autos, Strassenbahn, Fahrräder und viele Leute. Darunter auch ein Kind, ungefähr so groß, wie Caroline, auf einem Fahrrad. „So ein Drahtgestell brauche ich! Ich will und muss damit meine Freunde und meine Heimat suchen!“ Doch wie sollte sie aus diesem seltsamen Haus hinaus kommen? Wie Caroline so herum schaute, entdeckte sie eine Tür in der Wand. Ziemlich klein, aber groß genug, dass sie mit ihren 1m Größe hindurch gehen könnte. Caroline wusste nicht , dass es die Tür zum Sicherungskasten war. Beim Öffnen gab es einen Kurzschluss. Alle Maschinen standen still, alle Türen öffneten sich und Siri, der Roboterhund, der mit einer Notstrombatterie betrieben wurde erschien.

 

5. Bildkarte

Wieder erschrak Caroline fürchterlich. „Hi, ich bin ein Roboterhund!“ tönte es aus dem eisernen Maul, „Ich kann dir gehorchen, wenn du mir einen Befehl gibst.“ Caroline nahm all ihren Mut zusammen: „Verschaffe mir so ein Drahtgestell, wie es da draussen zu sehen ist und zeige mir den Weg zum Monsterland!“
„Aber gern doch! Komm mit! Hier hast du schon mal die Koordinaten deiner Monsterheimat.“ bellte Siri.
„Was soll das sein?“
Geduldig erklärte Siri Sinn und Zweck der Koordinatenangabe , schenkte Caroline ein GPS, lief mit Caroline auf die Isarbrücke und entriss einem verdutzten Kind das Fahrrad.

Aber ein Museumswärter entdeckte auf seinem Bildschirm, dass Siri nicht mehr aktiviert war. Ausgerechnet Siri, die letzte und teuerste Anschaffung des Museums. Siri war nicht auf seinem Platz, er musste gestohlen worden sein. Voller Aufregung rannte der Museumswärter hinaus. und dort! Auf der Brücke war Siri. Gott-sei Dank! Dort konnte er ihn wieder einfangen und den Wissenschaftlern zurückbringen. Caroline sah den Museumswärter heraneilen. Sie ahnte, was er wollte.
„Ver?ixt!“ dachte sie. Jetzt habe ich dieses Drahtgestell und soll trotzdem nicht nach Hause fahren können?

 

6. Bildkarte

„Ich setze mein Auge mit den Hypnosekräften ein!“ Der Museumswärter blieb zwar sofort unbeweglich stehen, aber Caroline konnte trotzdem nicht mit ihrem Fahrrad davon fahren. Auf der Brücke war ein unglaublicher Verkehrsstau. „Siri! Hilf mir!“ rief sie deshalb schnell und laut. Und Siri half. Er sandte digitale Befehle an die elektronischen Autosteuerungen, die Autos sollten sofort losfahren. Und alle fuhren los, es krachte überall, Chaos entstand. Aber Caroline entdeckte eine Gasse in dem Gewühl, durch die sie entkommen konnte.

 

7. Bildkarte

Nun radelte sie den Rosenheimer Berg hinauf, die Rosenheimer Straße entlang, vorbei am Ostbahnhof, dann links in die Heinrich-Wielandstrasse, rechts in die Albert-Schweitzerstrasse, immer gerade aus bis zum bunten Siemes-Legoland. „Ha! Was ist denn das? So bunt! Das sind bestimmt essbare Früchte! Ich habe Hunger!“ Caroline stieg vom Rad und versuchte in eine der vermeintlichen Früchte hinein zu beißen. „Also diese Menschen haben einen sonderbaren Geschmack! Viel zu hart! Kann man nicht essen!“ murmelte sie. Da kam auch schon ein Wissenschaftler aus dem Gebäude: „ Hören sie sofort auf, unser Haus anzuknabbern. Diese modernen Konstruktionen sind emp?ndlich! Womöglich fällt das Haus auseinander!“ rief er.

 

8. Bildkarte

Nach allerhand Begegnungen und Umwegen, es wurde schon dunkel, gelangte sie schließlich doch ins Monsterland. Glücklich sah sie mit ihrem Taschenlampenauge, dass alles noch so war wie früher. Viele Monster eilten herbei um sie zu begrüßen: „Ach wie schön, dass du wieder da bist! Wo warst du denn?“ Caroline berichtete vom Schlaf in der Truhe, vom Museum mit den seltsamen Dingen, von den vielen Menschen mit ihren Fahrrädern und Autos. Stolz zeigte sie ihr Fahrrad „Dieses Drahtgestell ist ein Fahrrad, das habe ich neben anderem gelernt. Die Menschenkinder können alle damit fahren! Caroline entschuldigte sich, dachte aber, von dem Wissenschaftler konnte sie keine Hilfe erwarten. Sie radelte weiter.

 

9. Bildkarte

Caroline berichtete so glücklich und begeistert von ihren Erlebnissen, dass alle Monsterkinder sofort mit wollten, als sie vorschlug, sie sollten ins Menschenland reisen, Fahrradfahren lernen, den Siri im Museum sehen und überhaupt lernen und modern werden.
Wie das geschah, das erzähle ich euch das nächste Mal!

Helga Gruschka

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