Der Ursprung des kami-shibai (übersetzt: Papier-Theater) liegt in Japan. Dort zogen bereits im 12. Jahrhundert buddhistische Wandermönche durchs Land und verwendeten Bilderrollen, um buddhistische Lehren und Weisheiten im Volk zu verbreiten.
Ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts nutzten Süßigkeitenhändler das Kamishibai als Werbemaßnahme für ihre Straßenverkäufe. Sogenannte Kamishibai-Männer fuhren mit Fahrrädern durch die Dörfer. Auf ihrem Gefährt hatten sie einen Holzaufbau mit Rahmen befestigt, in dem sie Papierbilder präsentierten und dazu Geschichten erzählten. Oft waren die Erzählungen als Fortsetzungsgeschichten aufgebaut, so dass die Dorfkinder den nächsten Besuch der Händler gespannt erwarteten.
Bis Anfang der 1950er Jahre war das Kamishibai in Japan ein beliebtes Unterhaltungsmedium. Tausende Kamishibai-Erzähler waren im Land unterwegs, viele Unternehmen stellten die Papierbilder für das Theater her. Als jedoch das Fernsehen aufkam und immer beliebter wurde, war diese Konkurrenz für das Kamishibai zu groß: Die fahrenden Händler gaben ihre Vorstellungen auf. Viele der Bilderkarten-Zeichner verlegten sich auf das Zeichnen von Mangas, den japanischen Comics.
In den 1970er Jahren brachte die Internationale Kinderbuchmesse in Bologna das Kamishibai wieder ins Gespräch und leitete seine Renaissance in Europa ein. Zudem lernte Anfang der 1980er Jahre eine amerikanische Lehrerin das Theater auf einer US-Militärbasis in Japan kennen und begann, es gemeinsam mit einer Amerikanerin japanischer Abstammung in den Vereinigten Staaten bekannt zu machen.